Umgang mit Forschungsdaten

Der Forschungsprozess zeichnet sich – trotz sorgfältiger Planung und einem strukturierten Vorgehen – stets auch durch ungeplante Versuchs-und-Irrtums-Prozesse aus. Als Beispiele können fehlerbehaftete experimetelle Aufbauten, falsche Ausgangsparameter bei Simulationen, falsch ausgewählte Modelle oder auch einfache Tippfehler genannt werden. Entsprechende Versuche führen – bei zunächst existierender Unkenntnis über vermeintliche Fehler – jedoch zunächst auch über Forschungsdaten, mit denen adäquat umzugehen ist. Schließlich könnten diese Daten ggf. doch noch für Dritte von Interesse sein, z.B. falls sich ein vermeintlicher Fehler nach erneuter Prüfung und Diskussion noch nicht als solcher herausgestellt und lediglich eine (eigene) Fehlinterpretation der Ergebnisse stattgefunden hat.

Gleichwohl könnten die gewonnenen Daten aber nach genauer Prüfung tatsächlich „wahr falsch“ sein, so dass mit ihnen keine inhaltlichen Schlüsse gezogen werden können. Die Ablage und Archivierung solcher, zudem erklärungsbedürftiger Daten erschiene dann wenig sinnvoll. Ein Beispiel: Von einer Besuchergruppe werden zehn Fotos mit identischem Motiv gemacht, von denen letztlich nur eins („das beste Bild“) für eine Weiterverwendung geeignet ist. Die übrigen neun Bilder würden keine sinnvolle Verwendung finden, damit lediglich Speicherbedarf „verbrauchen“ und sollten daher gelöscht werden.

Der Umgang mit vorläufigen, d.h. erhobenen aber noch nicht final interpretierten Daten, lässt sich i.A. nicht allgemein regeln. Für einen adäquaten Umgang mit ihnen werden daher die folgenden Leitsätze definiert:

  • Bei offenkundigen Fehlern, d.h. objektiv unmittelbar und auch durch fachkundige Dritte nachprüfbaren Tatsachen, werden die Daten verworfen. Der Fehler wird korrigiert, das Experiment wiederholt und im Anschluss entsprechend dokumentiert. Bsp: Messinstrumente nicht richtig angeschlossen, Kalibrierung nicht erfolgt, Prüfling wurde verwechselt etc.
  • Nicht erwartete bzw. nicht erklärbare Daten werden auf jeden Fall (zunächst) gemäß FDM-Standard gespeichert und dokumentiert. Diese sind im Nachgang zu prüfen und zu interprieren. Sollten sich dabei offenkundige Fehler in Konzeption, Aufbau, Modellierung etc. nachweisen lassen, können auch diese Daten im Nachgang gelöscht werden.

Sofern sich im vorgenannten Fall jedoch keine offenkundigen Fehler nachweisen lassen sollten, bleiben die Daten weiterhin gespeichert und dokumentiert, um somit Gegenstand der weiteren (eigenen) Forschung bleiben zu können.

umgang_forschungsdaten.txt · Zuletzt geändert: 12.05.2023 12:36 von Jens-Peter Springmann
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